Neues von der Sportfront: Sanftes Schwingen.

Sicher fragen Sie sich schon seit Wochen, wie sich all diese ungewohnte sportliche Betätigung, nämlich das Aquafittraining zwei- bis dreimal pro Woche, auf meine Gesundheit, den Rest von mir und meine Umwelt auswirkt. Falls nicht, fragen Sie sich jetzt kurz, bevor Sie weiterlesen, ja? Danke.

So, nun sind Sie sicher brennend an einer Antwort auf diese Frage interessiert, oder? Es ist nämlich so: Ich bin schon viel sportlicher geworden und ich kann inzwischen ganz viele der Aquafitübungen, bei denen ich am Anfang immer am Rande des Herzinfarkts oder kurz vor dem Ertrinken stand, richtig gut. Das Wasser ist sozusagen mein Element, ich habe dort Kondition, Gleichgewichtsgefühl und richtig viel Spaß.

Leider nur, bis ich den Pool wieder verlasse. Dann kommt die Schwerkraft wieder über mich und meine – zugegebenermaßen etwas schmaler gewordene – Problemzone zwischen Hals und Achillessehne. Ich klettere mühsam aus dem Pool, während das Wasser mich umklammert und mich nicht gehen will und schleppe mich steifbeinig unter die Dusche. Nach der heißen Dusche wird es dann etwas besser und ich bewege mich flüssiger. Es stimmt auch, dass ich weniger Rückenschmerzen habe als vor einem halben Jahr und insgesamt sehr viel beweglicher geworden bin (gestern bin ich sogar ohne Kran von einer Poolliege wieder hochgekommen). Trotzdem würde ich mir wünschen, die Vorzüge, die das Wasser mir in Sachen Auftrieb und verminderter Schwerkraft bietet, auch an Land nutzen zu können.

Am liebsten wäre es mir, wenn ich mein Leben einfach fluten könnte. Mit Wasser. Nein, nicht so, dass jemand absäuft, Wasser bis zur Höhe von etwa 1,35 Metern würde mir schon genügen. Kinder und Haustiere bekommen halt Schwimmringe und/oder Luftmatratzen und auf dem Fußboden möchte bei diesen Temperaturen ja sowieso niemand sitzen. Ich weiß gar nicht, warum das angeblich so unrealistisch sein soll.

Merkwürdigerweise habe ich diesen Vorschlag schon allen möglichen Gremien unterbreitet und trotzdem hat noch niemand begonnen, Wasser in mein Büro und den Supermarkt meines Vertrauens einzulassen.

Das stimmt mich zwar traurig, aber die Aquafitnesskurse setzen trotzdem unaufhaltsam dreimal pro Woche diese aufdringlichen Glückshormone frei, deren Wirkung ich mich nicht entziehen kann. Deshalb denke ich – gezwungenermaßen – positiv. Und so habe ich ganz optimistisch hin- und herüberlegt, was ich denn für meinen Körper, den Intensitätsminutenzähler an  meinem Fitnessarmband und den Rest von mir tun kann, wenn gerade kein Pool in der Nähe ist.

Und nun raten Sie mal, was ich mir bestellt habe und was jetzt seit einer Woche in meinem Wohnzimmer den Weg zum Esstisch versperrt!

Kleiner Tipp: giphy

Genau: Ich habe mir einen Elefanten gekauft.

Nein, Quatsch, Elefanten waren ausverkauft, aber Trampolins waren noch auf Lager. Und sind sowieso günstiger im Unterhalt und leichter zu entsorgen (Haben Sie schon mal versucht, einen ältlichen Elefanten an einer Autobahnraststätte auszusetzen? Das ist viel schwieriger, als man immer so denkt!). Ich googelte mir kurz ein paar Informationen zur Benutzung und zur artgerechten Unterbringung zusammen und bestellte dann mutig ein Minitrampolin mit Gummiseilaufhängung und Haltegriff zum verbraucherfreundlichen Preis von 99 Euro. Laut Angaben des Herstellers ist es bis 130 kg belastbar, das heißt, die Katzen und ich können es gleichzeitig benutzen (und noch jeweils eine kleine Hantel in der Pfote halten).

Nur wenige Tage später kam – natürlich an meinem Arbeitsplatz – ein Paket an, auf dem auf der Außenverpackung ein Trampolin abgebildet war (und ich fragte mich wieder einmal, warum sich nicht jeder Hersteller ein Beispiel an den neutralen Postverpackungen von Beate Uhse nehmen kann). Innen drin war übrigens gar kein Trampolin, sondern ein Bausatz mit ca. 50 Teilen, davon 36 kräftige kleine Gummiseile (die im Gegensatz zu Metallfedern das Trampolin nahezu lautlos machen). Diese mussten durch das Sprungtuch (das in einem Stück kam) gezogen und dann am Metallrahmen (der in 10 Teilen kam, die aber vergleichsweise leicht zu montieren waren) befestig werden mussten. Dazu gab es ein Werkzeug, mit dem man die Gummiseile quer durch die Wohnung flitschen lassen konnte.

Mein Freund und ich plagten uns eine Weile, bis das Trampolin schließlich in voller und einteiliger Schönheit vor uns stand. Beziehungsweise zwischen Kommode und Besucherschlafsofa im Esszimmer klemmte. Lassen Sie es mich so sagen: Minitrampolin klingt kleiner, als es ist. Wenigstens hat meine Wohnung hohe Decken, so dass auch mein Freund keine Angst haben muss, beim Hüpfen an die Decke zu stoßen.

Wobei: Hüpfen tut man als übergewichtiger, unsportlicher Trampolinanfänger (ich, nicht mein Freund) natürlich nicht, sondern man schwingt. Ganz lässig und mit dezentem Schwung, so dass die Füße sich keinesfalls sehr weit vom Sprungtuch entfernen. Dafür gibt es diverse Anleitungen und Videos, von denen ich mir einige angeschaut hatte, um festzustellen, dass man auf dem Trampolin viele der Übungen macht, die auch beim Aquafitness vorkommen. Das war eigentlich der Hauptgrund für die Anschaffung, natürlich in enger Korrelation mit den Empfehlungen zahlreicher User und Experten für uns, das übergewichtige und unsportliche Volk, die den Empfehlungen, doch Wassersport zu betreiben, auch sehr ähneln. Mit dem Training auf einem Trampolin wird nämlich – wie beim Aquafitness – nicht nur der gesamte Körper gestärkt, sondern auch Kondition, Gleichgewicht, Körperkoordination und Motorik trainiert. Der ständige Wechsel von Schwerelosigkeit und sanftem Druck auf das gesamte Gefäßsystem ist eine perfekte Ganzkörper-Lymphdrainage und stärkt das Immunsystem.

Diese Effekte, so sagen die Experten, stellen sich auch schon beim sanften Schwingen ein, man muss dafür nicht bis zur Deckenlampe springen oder Salti schlagen. Trampolintraining, so las ich, verbrennt bis zu dreimal mehr Kalorien als Joggen. Na ja, dachte ich, vermutlich nicht auf die Art und Weise, wie ich auf dem Trampolin trainiere.

Dachte ich, während ich mutig aufs Trampolin kletterte und vorsichtig mit dem Schwingen begann, während beide Füße fest auf der Sprungmatte standen. Aber nur sehr kurz. Nach etwa drei Minuten begannen meine Waden zu brennen wie Feuer. Nach etwa fünf Minuten begann ich zu schwitzen und nach etwa sieben Minuten ermahnte mich mein Fitnessarmband, es nicht zu doll zu treiben, weil Training im anaeroben Bereich (also mit einer stark erhöhten Herzfrequenz) für die Fettverbrennung ja kontraproduktiv sein soll. Nach zehn Minuten (mit verminderter Intensität) spürte ich meine Beine nicht mehr und verließ, mich ängstlich am Haltegriff festkrallend, das Trampolin. Mein letzter Gedanke war: „Nicht schlecht für einen ersten Versuch!“ und danach fehlt mir für eine Weile die Erinnerung.

ida-trampolin

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Sofa und Katze 1 hatte sich auf dem Trampolin häuslich eingerichtet. Eine Hälfte war als Kratzbaum vorgesehen und die andere als Hängematte. Katze 2 saß staunend daneben (und überlegt noch immer).

Seitdem haben wir einen Belegungsplan, in den sich jeder eintragen muss. Ich darf morgens fünf Minuten und abends, bevor ich aufs Sofa falle, solange ich will (bisher halte ich das sanfte Schwingen aber noch nicht viel länger als eine Viertelstunde aus). Meine Waden fangen noch immer nach wenigen Minuten an zu brennen und verdammt anstrengend ist die Angelegenheit auch. Davon lasse ich mich aber nicht schrecken. Ich mache einfache gymnastische Übungen und immer nur für eine kurze Zeit. Zwischendurch verlagere ich auch mal einfach nur das Gewicht von einem Bein aufs andere und schwanke so (sanft) hin und her.

Das Vertrauen in mein natürliches Gleichgewichtsgefühl wächst allmählich und zumindest bisher bin ich noch nicht in die Kommode oder das Bücherregal gekracht. Der Haltegriff ist aber auf jeden Fall eine sehr sinnvolle Ergänzung des Gerätes. Nicht nur zum Auf- und Absteigen. Ein bisschen vitalisiert fühle ich mich nach den Trainingseinheiten auch, mein Körper scheint also zumindest grundsätzlich mit dem Teil einverstanden zu sein. Ach ja, und Spaß macht es auch. Zumindest bisher.

Das mit der Lymphdrainage stimmt übrigens. Man merkt das daran, dass man nach zwei Minuten dringend auf die Toilette muss. Und das ist eine weitere Parallele zum Aquafitness.

5 Kommentare

  1. Ganz ehrlich – egal, wie schlecht meine Laune ist, Deine Art zu schreiben bringt mit immer dazu, laut zu gackern. Herrlich. Danke dafür.
    Und Respekt für dieses Durchhaltevermögen. Ich befinde mich in Sachen Sport und Abnehmen und gesünderes Essen nach wie vor auf einem konsequenten Zickzackkurs…

    Sofasonntagsgrüße
    Nicole (die aber noch Balkon und Terrasse winterfest machen wird und dann am Strand spazieren geht. So zumindest besagt es der heutige Vorsatz)

    1. Hallo Nicole,

      Zickzackkurs beschreibt es auch bei mir ganz gut. Ich stelle wieder sehr heftig fest, dass sportliche Betätigung aller Art mich hungrig macht. Sehr hungrig. Und ich verstehe diese Menschen überhaupt nicht, die mir immer erzählen, dass sie nach dem Sport total glücklich stundenlang nur an ihrer isotonischen Apfelschorle nippen. Ich will dann essen, und zwar so schnell und so viel wie möglich! Aber – und das ist neu und wirklich eine schöne Bereicherung meines Lebens – Sport macht mir auch Spaß!

      Mein Balkon winkt auch mit einem Haufen abgefallenen Laubs und mehreren Spuren der hastigen Beseitigung verblühter Sommerblumen. Ist das eigentlich die Jahreszeit, in der man Hortensien schneiden darf?

      Um den Strand beneide ich dich und ums Meer natürlich noch mehr! Sag ihm Grüße!

      Schönen Sonntag,
      Bettina

  2. Wie sie gesagt haben „Der Haltegriff ist aber auf jeden Fall eine sehr sinnvolle Ergänzung des Gerätes.“ bin ich genau der selben Meinung habe im Fitnessstudio auch mal ohne trainiert und das war garnichts für mich. Habe selbst sehr viel durchs Trampolin abgenommen.
    Und sehr lustiges Video mit dem Elefanten

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