Nun auch noch Ida. (Und ich ohne Katze.)

Ida. Katze 1.

Auch bekannt als: Idchen, Idelinchen, Idafix, Schnurrtüte, Idlecat, It-Cat, Ida Netzwida, Bestikatz

Geboren 2006 in der südspanischen Hafenstadt Almería.
Gestorben 2019 in der norddeutschen Hafenstadt Hamburg.

Ich will nicht behaupten, dass ich es gewusst habe, dass die eine Katze nicht ohne die andere Katze leben kann. Oder geahnt. Aber darüber nachgedacht und mich davor gefürchtet habe ich schon. Die ganzen Jahre über, immer mal wieder.

„Was passiert, wenn eine der beiden Katzen stirbt. Wie kann die andere Katze das überstehen?“

und

„Welche der beiden Katzen würde es besser aushalten, alleine übrig zu bleiben?“

und auch

„Kann eine Katze an gebrochenem Herzen sterben?“

Als in der letzten Woche Olga starb, war ich bei aller Traurigkeit ein bisschen erleichtert, dass sie es war, die zuerst gehen musste bzw. durfte. Ich habe Olga sehr geliebt und sie mich auch, aber meine Verbindung zu Ida war noch etwas stärker und stabiler. Auch belastbarer, wie ich dachte. Wenn eine der beiden Schwestern ohne die andere leben könnte, dann Ida. So dachte ich.

Und so wäre es sicherlich auch gewesen, wenn die beiden – wahrscheinlich aufgrund ihrer genetischen Programmierung und ihrer frühkatzlichen Prägung – nicht alles, wirklich alles gemeinsam gemacht und miteinander geteilt hätten. So eben auch ihre wahrscheinlich schon seit langer Zeit deformierten Nieren, die jetzt am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen waren.

Wir erinnern uns: Die Kätzchen lebten damals auf einer Müllkippe, wer weiß, was sie da gefressen haben. Vermutlich hatten sie zu der Zeit schon den Katzenschnupfen, der später die chronische Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündung verursacht hat. Auch den Corona-Virus werden sie sich dort schon eingefangen haben.

Für die durch den Virus verursachten Entzündungen im Mäulchen, die ja erst ausbrachen, als Olga und Ida bei mir eingezogen waren, bekamen die beiden monatelang Antibiotika, Cortison und Interferon. Das geht alles auf die Nieren, sagt meine Tierärztin. Bis im Januar 2009 endlich alle Zähne gezogen wurden und die Katzen auf einmal alle Sorgen los waren. Zum Glück für lange, lange Zeit.

Bis dann im letzten Herbst die schlechten Blutwerte kamen, haben Olga und Ida fast zehn gesunde und glückliche Jahre verbracht. Ida hatte mal eine Ohrenentzündung und Olga einige wenige Male Schnupfen, mehr war nicht.

Vielleicht waren diese zehn Jahre schon viel mehr, als wir mit der Vorgeschichte erwarten durften. Dass auch sieben Leben nicht unendlich sind und wir mittlerweile in der Verlängerung, der Nachspielzeit und später auch in der Verlängerung der Nachspielzeit sind, habe ich ja gewusst.

Diese Zeit haben wir miteinander haben dürfen, weil wir es so sehr wollten. Davon bin ich fest überzeugt. Olga und Ida ebenso wie ich. Sie waren glücklich und sie wollten bei mir sein. So sehr, dass sie ihre geschätzte Lebenserwartung spielend überlebt haben. Ich bin sicher, sie wären auch jetzt noch bei mir, wenn es irgendwie möglich wäre. Aber es ging nicht mehr, ohne Nieren und die anderen Organe lebt es sich nun einmal schlecht, egal, wie groß die Liebe ist. Und ohne die geliebte Schwester geht es eben auch nicht. Ist doch eigentlich vollkommen verständlich.

Weil Ida eine sehr kluge Katze war, haben wir über all diese Dinge auch oft miteinander gesprochen. Ich hatte quasi die Vorsorgevollmacht für meine Katzen. Und die Lizenz, im Falle des Falles nicht aus falsch verstandener Pietät heraus so zu tun, als wollte ich keine neuen Katzen. Irgendwann. Eins dieser Gespräche habe ich mal protokolliert und hier veröffentlicht – ich darf es Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen, hoffe ich.

Gespräch zur Nacht. Mit der Katze des Hauses.

Ida, meine liebste beste wunderschönste tapferste Ida. Nun bist du wieder bei deiner Olga und ihr habt endlich wieder so richtig Appetit auf köstlichstes Essen. Schon allein der Gedanke an die Berge von Hähnchen, Catsticks und Hirschstreifen, die ihr jetzt wieder verdrückt, tröstet mich. Ich sehe euch ständig vor mir: Ihr sitzt gemütlich auf eurer Wolke und winkt mit den Hähnchenkeulen, an denen ihr gerade knabbert.

Ich weiß, ihr wärt noch bei mir, wenn ihr könntet. Aber wenigstens seid ihr beieinander. Katze 1 und Katze 2. Olga und Ida. Die Keinzahnkatzen. Für immer in meinem Herzen.

2 Kommentare

  1. ((<3))
    Es ist so herzzerreissend traurig und zu tiefst berührend, die Geschichte der Zwei und von Ihnen Dreien. Eigentlich gibt es kaum Trost dies auszuhalten, ich weiß. Olga und Ida hatten so viel Liebe und wurden aus jenen entsetzlichen Verhältnissen in ein so tolles Zuhause mit Fürsorge und Liebe und feinstem Mahl geholt und hatten eine umsorgte und viel längere Lebenszeit als sie es zu Beginn ihres Lebens vom Schicksal hätten zugesprochen bekommen.
    Ich weine unbekannterweise, da ich mitgefiebert habe v.a. in der letzten Zeit und mir 'Keinzahnkatzen' so an's Herz gewachsen ist mit Zwei- und Vierbeinern. Auch mir werden die beiden Wunderschönen fehlen. Ihnen alles Liebe und Kraft und zum richtigen Zeitpunkt neue Mitbewohner/innen – wenn Olga und Ida im Herzen ein bißchen zusammenrücken.
    Herzliche Grüße, Martina (die nach einem Jahr und zwei Monaten auch noch immer um ihre Kleine weint, die im Tierheim als unvermittelbar galt und mir die Allerliebste wurde.)

  2. Sie bleiben im Herzen, jede einzelne. Und sie fehlen. Alle. (Obwohl es Mord und Totschlag gäbe, wären alle noch am Leben und bei mir. Außerdem hätte ich im Bett überhaupt keinen Platz mehr.) Und es bricht mir das Herz, wenn Katzen sterben, die ich nur aus Blogs kenne… Ich schick Ihnen ein kräftiges Trost-Schnurren von meinem Schwarzkatz und ein Miau von Minchen…

    caterina

Schreibe einen Kommentar zu Martina Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.