Pandemiegeburtstag. Der dritte.

Der dritte Pandemiegeburtstag. Der erste von drei Pandemiegeburtstagen, den ich nicht ausschließlich in kätzischer, fernmündlicher und internetlicher Gesellschaft verbringe.

An meinem ersten Pandemiegeburtstag vor zwei Jahren, da war ich seit genau zehn Tagen im Lockdown und allein zu Hause. Es fühlte sich unwirklich an… und ein bisschen besonders. So, als ob das nur den im März und vielleicht noch den im April Geborenen passieren würde und danach niemand mehr. Na ja, es hat ja nicht so lange gedauert, bis wir eines Besseren belehrt wurden.

Mein Freund saß an meinem Geburtstag vor zwei Jahren mit seinen Katzen bei sich zu Hause herum. Nur zu gerne wäre er zu mir gekommen, aber er traute sich nicht. Aus Angst, mich anzustecken. Schließlich war er nicht ins Homeoffice geschickt worden, sondern arbeitete in einer Klinik mit einem sehr viel höheren Risiko als ich, einer infizierten Person zu begegnen. Aber wir hatten beide Angst vor dem Virus, und die war groß genug, uns wochenlang daran zu hindern, uns zu treffen

Übrigens (1) kannte ich sogar damals schon jemanden, der an Corona bzw. Covid-19 gestorben war. In Italien zwar, einen Opernagenten, den ich seit über 20 Jahren kannte und mit dem ich in beruflichen Zusammenhängen oft und gerne zu tun gehabt hatte.

Übrigens (2) kamen am 27. März 2020 meine ersten Stoffmasken an, selbstgenäht, wenn auch nicht von mir, und bei etsy bestellt. Die Maskenpflicht kam ja erst später, aber ich kann mich noch gut an meine ersten Ausgänge, meist nur schnell zum Supermarkt oder ins Hospiz, mit Maske erinnern. Damals fühlte ich mich durch das halbverdeckte Gesicht noch in meinen Ausdrucksfähigkeiten beschnitten und ich vermisste ernsthaft meinen Lippenstift! Was mir heute in der Rückschau irgendwie irreal vorkommt.

„Gefeiert“ im eigentlich Sinne habe ich meinen Geburtstag vor zwei Jahren nicht, dazu war auch die Gesamtstimmung zu unsicher und angespannt. Aber ich hatte immerhin daran gedacht, mir von Reweman Kuchen mitbringen zu lassen, tiefgekühlten Russischen Zupfkuchen, der sogar ganz okay schmeckte und ja sogar vom heutigen Standpunkt aus nichts für seinen Namen und seine Herkunft kann.

Alles in allem ein eigenartiger Geburtstag. Ein bisschen Trost zog ich aus der wachsenden Gewissheit, doch nicht so ein tragischer Einzelfall zu sein, dessen Geburtstag ausgerechnet in den zweiwöchigen Lockdown fiel. Es ging ja dann so weiter mit den einsamen Geburtstagen in diesem Jahr, mit den Überlegungen, ob es das Risiko einer Infektion mit dem Corona-Virus wohl wert sei, den Tag nicht in schnöder Isolation zu verbringen.

Bis sich dann im letzten Jahr der nächste Geburtstag näherte. Hier war schon etwas länger im Voraus klar, dass ich ihn nicht in menschlicher Gesellschaft feiern würde: Corona war noch immer da und mein Freund befand sich seit Anfang Februar in einer Reha-Einrichtung ohne die Möglichkeit, Besuch zu empfangen oder übers Wochenende nach Hause zu fahren. Was uns durchaus sinnvoll erschienen wäre, wenn d.ort nicht die ganze Woche über – so berichtete mein Freund mir täglich – Masken- und Abstandspflicht nicht oder nur sehr schlampig eingehalten und durchgesetzt worden wäre. Nun ja.

Immerhin verbrachte ich den Geburtstag 2021 in der Gesellschaft von vier Katzen. Viel mehr kann man in diesem Leben ja eigentlich auch nicht verlangen. Und außerdem war am Abend ja noch das halbe Internet bei mir zu Besuch, als ich aus meinem Buch vorlas. Das war sehr schön und gab mir das gute Gefühl, doch etwas aus dem Tag gemacht zu haben.

Und nun haben wir 2022. Zwei Jahre und zehn Tage Pandemie bzw. Zeit seit dem Ende des öffentlichen bzw. beruflichen Lebens, so wie ich es vorher gekannt hatte. Über den Stand der Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung muss ich heute nicht schreiben, das wissen Sie alle selbst.

Es ist längst nicht wieder alles gut, aber einige der Pandemie-Begleitumstände haben sich vorteilhaft entwickelt:

  • Wir sind alle drei- bis viermal geimpft.
  • Wir können tägliche Schnelltests machen.
  • Wir tragen, sobald wir uns unter Menschen begeben, nicht mehr die unzulänglichen Stoffmasken, bei denen zumindest ich immer Angst hatte, sie bei einem tiefen Atemzug versehentlich zu inhalieren, sondern ziemlich vernünftige FFP2-Masken.

Auf diese Art und Weise fühlen sowohl mein Freund wie auch ich uns ausreichend geschützt, um uns zu treffen. Wenigstens bei mir zu Hause. Nach draußen – eigentlich habe ich sehr viel Lust auf einen kleinen Ausflug ins frühlingshafte Grüne – gehen wir nur, wenn das Wetter gut genug ist, um sich draußen aufhalten zu können und Menschenansammlungen aus dem Weg zu gehen. Falls nicht, dann bleiben wir eben zu Hause und lassen uns was zu essen bringen. Im Innenbereich eines Restaurants zu sitzen, ist für uns beide unvorstellbar – und wir vermissen es auch nicht mehr besonders. Nach zwei Jahren hat man sich an gewisse pandemische Begleitumstände eben auch gewöhnt.

Ich glaube ja ohnehin, dass – sollte diese Pandemie irgendwann wirklich zu Ende sein (und nicht nur für beendet erklärt) – es eine Weile dauern wird, bis ich mich wieder an das gewöhne, was früher völlig normal für mich war: Teilnahme am öffentlichen Leben. Ich schätze mal, dass ich da eine nicht zu kurz bemessene Phase der vorsichtigen Auswilderung einplanen muss. Im Moment zumindest kommt mir der Gedanke, mich freiwillig in eine Ansammlung von Menschen zu begeben und ohne Maske, ohne Abstand und ohne Angst zu verharren, völlig absurd vor.

Aber bis zum Ende der Pandemie wird es ja so oder so noch dauern. Das können wir ganz entspannt, also mit Maske und Abstand und Lüften, erst einmal abwarten, denke ich. Ich jedenfalls freue mich, im Jahr 2022 meinen Geburtstag mal wieder in gemischter menschlicher und kätzischer Gesellschaft zu verbringen. Und weil der Geburtstag auf einen Sonntag/Blogposttag fällt, auch in Gesellschaft des Internets. Und viel mehr will ich eigentlich auch gar nicht.

Also: Happy Birthday to me!

1 Kommentar

  1. Liebe Bettina,
    von ganzem Herzen HAPPY BIRTHDAY TO YOU!
    Ich wünsche Dir einen besonderen, wunderschönen Tag in Gesellschaft.
    Und ich wünsche Dir ganz viel Glück, Freude, viele schöne, leichte Momente und spannende, bereichernde Erfahrungen im neuen Lebensjahr. Möge sich erfüllen, was Du Dir wünschst und bleib‘ gesund.
    Alles erdenklich Liebe und Gute mit herzlichen Grüßen,
    Martina

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