Workshop mit Clownsnase und Keinzahnkatzen-Jahrestag

Diese Woche war ich nicht nur mit meiner Mutter beim Augenarzt – was beim zweiten Anlauf tatsächlich geklappt hat – sondern auch im Seniorenheim zum Humor-Workshop für Angehörige von Demenzerkrankten, und lassen Sie es mich so sagen: Beim ersten Event wurde mir noch einmal deutlich vor die Augen geführt, wie dringend ich das zweite Event brauche.

Der Humor-Workshop wurde geleitet von einer Clownin in Zivil, die in ihrer bürgerlichen Existenz unter anderem als Kunsttherapeutin, Märchenerzählerin und Alleinunterhalterin in verschiedenen Senioreneinrichtungen tätig ist. Und das alles, bevor sie ihr Clownskostüm und die rote Nase anzieht und sich den demenziell Erkrankten noch viel niedrigschwelliger nähert. Eine sehr sympathische, engagierte und zugewandte Frau, die sich auf den Workshop unter anderem dadurch vorbereitet hatte, dass sie die zu angemeldeten Angehörigen gehörenden Bewohner, sofern sie diese nicht ohnehin schon gut kannte, ohne Zeitdruck und einzeln besuchte und kennenzulernen begann. Das fand ich schon ziemlich großartig. Unter anderem natürlich deswegen, weil auch sie wahrgenommen hatte, dass meine Mutter durchaus versucht, ihre Mitmenschen, egal ob es sich um Pfleger, Betreuer, Familienmitglieder oder unbeteiligte Passanten handelt, zu dominieren und zu kontrollieren. So konnten wir gleich ganz konkret in die mich belastende Thematik einsteigen.

Der dreistündige Workshop begann mit einem gemeinsamen Abendessen, das zum Ankommen und Eisbrechen diente. Danach fühlten wir Teilnehmer uns schon wohl genug, um mit Lust in den restlichen Abend zu gehen. Dessen Inhalte ich hier nicht preisgeben kann, darf oder will. Natürlich nicht.

Ich kann Ihnen aber immerhin berichten, dass ich zwei kurze Rollenspiele unbeschadet überstand. Möglicherweise, weil ich sie unter dem Schutz einer Clownsnase durchführen durfte. Im täglichen Leben, so erfuhr ich, brauche ich vielleicht nicht unbedingt eine reale Clownsnase, sondern vielleicht „nur“ die Idee einer virtuellen roten Nase, um idealerweise etwas neugieriger und heiterer in die Kommunikation mit meiner Mutter zu gehen. Wobei uns die Clownsnase auch nicht direkt verboten wurde und ich nicht ausschließen will, dass ich meine eventuell auch im täglichen Leben einmal benutzen werde, wenn es mir sinnvoll erscheint.

Seien Sie also auf der Hut.

Nun kommen wir aber zum wirklichen und konkurrenzlosen Höhepunkt der Woche: Dem Jahrestag der Keinzahnkatzen am 5. April, also am vorgestrigen Freitag. An diesem Tag jährte sich nämlich zum nunmehr elften Mal der Einzug von Katze 1 und Katze 2 in meine Wohnung und mein Leben. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, dann brauche ich überhaupt keine Feiern mehr.

Wenn ich so bedenke, was diese Katzen und ich in elf gemeinsamen Jahren alles erlebt und überlebt haben, dann weiß ich gar nicht, was ich Ihnen zuerst erzählen soll. Vieles steht ja auch schon in den zahlreichen anderen Blogposts, die ich unter Beteiligung der beiden Damen hier veröffentlicht habe. Ich denke, in einem kitschigen Moment könnte man sagen, dass wir uns gegenseitig gerettet haben. Ich die Katzen ebenso wie die Katzen mich. Mehrfach und immer wieder. Um es noch etwas kitschiger auszudrücken: Ich weiß jetzt, was der Fuchs gemeint hat, als er zum kleinen Prinzen den denkwürdigen Satz sagte: „Wenn du mich zähmst, dann werden wir einander brauchen.“

(Okay, ich hätte auch nicht erwarte, dass ich irgendwann in diesem Leben noch den kleinen Prinzen zitiere, aber hier erscheint es mir angemessen. Leben Sie damit.)

Jedenfalls war es eine rauschende Party, am Freitag. Ohne rote Nasen, die brauchen wir drei zu Hause nicht bzw. die werden hier sofort zu Bällchen umfunktioniert. Es gab Hirschstreifen und getrocknete Hühnerstückchen und Katze 2 hatte die Fernbedienung, so dass wir den ganzen Abend Katzenfilme gucken mussten, nämlich Aristocats, Alice im Wunderland, Shrek 2, Die geheimnisvolle Minusch und dann nochmal Shrek 2, weil Katze 2 in den Gestiefelten Kater verknallt ist. Katze 1 und ich flochten uns währenddessen gegenseitig Zöpfe und tranken auf die nächsten elf gemeinsamen Jahre. Hoch die Trinkbrunnen!

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