Im Haushalt helfen. Auf Katzenart.

„Ist das etwa neue Bettwäsche?“, fragte die bunte Katze. „Wer hat die denn wieder ausgesucht?“

„Gefällt sie dir etwa nicht?“, erkundigte sich ihre graugetigerte Schwester, die sich bereits auf dem frisch bezogenen Kopfkissen räkelte. „Ich finde, sie steht mir ganz bezaubernd.“

Die bunte Katze, die aufgeregt und kopfschüttelnd vor dem Bett auf und ab lief, warf misstrauische Blicke auf ihre Schwester und die blaugemusterte Bettwäsche. „Ich weiß nicht. Ob sich meine schwarzen Flecken gut genug von dem dunklen Blau in dem Muster abheben? Ich hätte Grün ja besser gefunden. Da kommen auch meine roten Flecken besser zur Geltung.“

„Du kannst doch alles tragen!“, versicherte ihr die graue Katze, die offenbar einen gutmütigen Tag hatte. „Von Blau hebst du dich ganz wunderbar ab und deine Augen kommen echt gut raus. Und die Bettwäsche fühlt sich auch echt gut an.“

„Hm“, sagte die bunte Katze, die ihre Neugier nicht länger zügeln konnte. „Das werden wir gleich sehen.“

Sie trat zwei Schritte zurück, holte tief Luft, nahm Anlauf und sprang außerordentlich elegant auf das Bett. Dort beschnüffelte sie zunächst vorsichtig das dunkelblaue Bettlaken, bevor sie sich zu den blauweißgemusterten Kopfkissen vorwagte, zwischen denen sich ihre Schwester inzwischen ein gemütlich aussehendes Nest gebaut hatte. „Hast du jetzt schon Haare auf ALLE KISSEN gemacht?“

„Natürlich“, erwiderte die graue Katze zufrieden. „Das war ja wohl das erste, was ich hier gemacht habe.“

Die bunte Katze schnaubte empört und schüttelte sich gleichzeitig, um ihrerseits ebenfalls genug Haare auf der neuen Bettwäsche zu deponieren. Ihre Schwester hatte recht: Das war ja wohl das allererste, das musste so sein. Nicht dass plötzlich eine fremde Katze auftauchte (z. B. die, die immer in der Küche die Tütchen räuberte, während die dicke freundliche Frau schlief und die bunte und die graugetigerte Katze fast verhungerten) und behauptete, die Bettwäsche gehöre ihr. Oder so.

„Die Bettdecke ist ja noch gar nicht bezogen!“, freute sich die bunte Katze. „Dann bin ich ja gar nicht zu spät gekommen, um mitzumachen. Wie heißt das komische Wort nochmal?“

„Helfen“, erwiderte die graugetigerte Katze. „Wirklich ein komisches Wort, das ich bisher nicht kannte. Aber es macht wirklich Spaß, jedenfalls beim Bettbeziehen.“

„Wie gut, dass du die Nachricht von dieser Ida gefunden hast!“, stellte die bunte Katze fest. „Ich wäre nie darauf gekommen, dass Katzen beim Bettbeziehen helfen können. Ich dachte immer, das wäre gefährlich.“

„Ich bin gefährlich!“, erwiderte die graugetigerte Katze hoheitsvoll. „Viel gefährlicher als jedes Bett.“

„Uiuiuiui“, machte die bunte Katze bewundernd. „Und wie genau helfen wir jetzt gleich beim Beziehen der Bettdecke?“

„Ich helfe beim Beziehen der Bettdecke“, schlug die graugetigerte Katze vor. „Das ist nämlich gar nicht so einfach. Du als Anfängerin…“

„Als ob du keine Anfängerin wärst!“

„Ich habe immerhin schon beim Beziehen der Kissen geholfen!“, gab die graugetigerte Katze seelenruhig zurück. „Du als Anfängerin krabbelst am besten unter das Bettlaken und hilfst von unten dabei, es schön glatt zu machen.“

Die bunte Katze betrachtete das Bettlaken, das zwar schon über die Matratze gezogen war, aber noch viele Falten und Beulen aufwies. „Okay. Wie mache ich das am besten?“

„Du läufst unter dem Laken zu den Stellen, an denen viel Luft ist, so dass die Frau sie am besten plattklopfen kann.“

„Hm“, überlegte die bunte Katze. „Ist das nicht gefährlich?“

„Natürlich nicht“, behauptete die graugetigerte Katze. „Dann würde ich es ja machen. Und nun los, sie kommt.“

Tatsächlich, die dicke freundliche Frau kam aus dem Nebenzimmer zurück, wo sie telefoniert hatte. Blitzschnell rutschte die bunte Katze unter das Bettlaken und krabbelte vorsichtig in die Mitte des Bettes. Ganz geheuer war ihr die Sache nicht, aber es war auch sehr aufregend – und außerdem hatte sie so die Möglichkeit, auch auf der Unterseite des Bettlakens Haare zu verlieren.

Die graugetigerte Katze hüpfte von dem fertig bezogenen Kissen, auf dem sie geruht hatte, auf den noch gefaltet am Bettrand liegenden Bezug für die große Bettdecke, rollte sich blitzschnell zusammen, schloss die Augen und erzeugte so die eindrucksvolle Illusion einer tief schlafenden Katze.

„Du meine Güte!“, stieß die dicke freundliche Frau aus, als sie das Zimmer betrat und ihre Katzen in dem halb bezogenen Bett sah, fest zum Helfen entschlossen. „Olga und Ida, seid ihr es?“

Die bunte und die graugetigerte Katze wussten natürlich aus Erzählungen, wer Olga und Ida waren und dass diese offenbar sehr lustige Spiele erfunden hatten. Dieses Helfen schien nur eins davon zu sein, aber es machte jetzt schon großen Spaß.

„Nach drei Jahren, in denen euch das Bettenbeziehen komplett an euren flauschigen Hinterteilen vorbeigegangen ist, wollt ihr mir jetzt unbedingt helfen? Was ist passiert?“

„Tja“, sagte die graugetigerte Katze, ohne auch nur ein Auge zu öffnen. „Das möchtest du wohl gerne wissen.“

„Aber wir sagen es dir nicht!“, quietschte die bunte Katze, irgendwo unter dem Bettlaken.

„Als ob sie euch Nachrichten hinterlassen hätten“, murmelte die Frau vor sich hin, während sie die große Bettdecke auf dem Bett ausbreitete und sich fragte, welche der beiden sehr langen Seiten wohl 2,20 und welche 2, 40 m lang war. „Es ist ein bisschen unheimlich.“

Die beiden Katzen sagten nichts.

„Also“, sagte die dicke freundliche Frau. „Dann wollen wir mal. Festhalten, Fräuleins, hier geht es jetzt rund.“

Sie sprang selbst aufs Bett und begann damit, das Laken zurechtzuzupfen und die vorhandenen Beulen und Luftlöcher plattzuklopfen. Die bunte Katze robbte unter dem Laken hin und her und bekam vor Lachen fast keine Luft mehr. Die graugetigerte Katze öffnete ein Auge, bemühte sich um einen pikierten Gesichtsausdruck und fuhr ihre Krallen aus, ganz unauffällig, um sie in dem noch gefalteten Bettbezug zu verankern. Die dicke freundliche Frau packte den Bettbezug und versuchte, ihn der grauen Katze unter dem Hintern wegzuziehen. Die graue Katze öffnete das zweite Auge, schaute noch pikierter in die Gegend und hatte Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken.

Die Frau lachte auch und ließ sich jetzt einfach auf das noch nicht fertige Bett fallen. „Großartig“, sagte sie, „ihr seid wirklich sehr hilfreich. Vielen Dank. Lasst uns einen Moment tief durchatmen und dann das große Finale starten, bei dem wir alle in den Bettbezug klettern und uns verirren.“

„Aber zum Abendessen sind wir wieder da, oder?“, fragte die bunte Katze besorgt.

„Juhu, ein Abenteuer!“, rief die graugetigerte Katze. „Und wir helfen. Wir helfen so derartig gründlich, das hast du noch nicht gesehen!“

Und so geschah es. Der Nachmittag verging wie im Flug, es wurde viel gekeucht und noch mehr gelacht. Irgendwann war das Bett fertig bezogen und die neue Bettwäsche, die jetzt sehr viel flauschiger aussah als vorher, hatte auch nur ganz wenige und kleine Löcher bekommen. Die rote und die graugetigerte Katze waren mit sich und ihrer Arbeit sehr zufrieden. Die dicke freundliche Frau war völlig erledigt, aber bester Stimmung. Denn es macht einfach viel mehr Spaß, das Bett zu beziehen, wenn man dabei etwas Hilfe hat. Zum Beispiel von zwei kleinen flauschigen Katzenfräuleins. Das weiß man doch, das ist ja bekannt.

4 Kommentare

      1. Das kann ich gut verstehen. Ich war bisher auch immer ein bisschen traurig, dass die Fräuleins nicht helfen wollten… Obwohl ich ohne sie eventuell ein bisschen schneller fertig war…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.