Kurzprotokoll der miesesten Hausfrau der Welt

Ich würde ja nicht sagen, dass meine Wohnung sauber ist, aber sie ist immerhin weniger dreckig als vorhin. Ich habe nämlich staubgesaugt. Gegen den Willen quasi aller Beteiligten, also des Staubsaugers und mir, und auch zweier meinungsstarker Unbeteiligten, also der beiden Katzen.

Der Unwille der Katzen liegt auf der Pfote: Der Staubsauger ist laut, stinkt  und hängt an einem Kabel, das in einer der beiden frei zugänglichen Steckdosen in meiner Wohnung eingesteckt ist und deswegen meistens mehrere Meter vom Ort des Geschehens entfernt, so dass der Staubsauger und ich beim Saugen ständig ins Straucheln über das Kabel kommen und deswegen fluchen, was die Katzen ebenfalls nicht schätzen. Wenn hier jemand flucht, so sagen sie, dann sind sie das. Zum Beispiel, weil ich mit dem Staubsauger unterwegs bin und sie auf der Flucht sind.

Mein Unwille ist ebenfalls schnell erklärt: Ich bin viel zu faul, lahm und unbeweglich, um gerne oder gar regelmäßig gut zu putzen. Selbst das oberflächliche Sauberhalten der Hauptverkehrswege in der Wohnung überfordert mich zurzeit, sodass – und damit kommen wir zu Punkt 3, dem Unwillen des Staubsaugers – wirklich viel Dreck vorhanden ist und vor allem die Wollmäuse gelegentlich größer als die Katzen oder der Staubsauger oder ich.

Der Staubsauger, so vermute ich, fürchtet sich ein wenig vor meiner Wohnung. Das möchte er nicht so gerne zugeben, schließlich steht in seiner Katalogbeschreibung etwas von Furchtlosigkeit und Niemalsaufgeben, aber die Katzen und ich machen es ihm nicht leicht. Wir erwarten im Grunde genommen, dass alles perfekt sauber wird, wenn wir erstens selten, zweitens nur oberflächlich und drittens auf der niedrigsten weil leisesten Saugstufe unterwegs sind.

Die Wollmäuse würden an dieser Stelle zu Protokoll geben, wenn man sie fragen würde, was ich vorsichtshalber aber nicht mache, dass sie auch gegen das Staubsaugen sind, weil sie aus ihren riesigen Wollmausfamilien und -brutkolonien, die sich unter und hinter den Möbeln verbergen und im Verborgenen normalerweise prächtig gedeihen, im Staubsauber-ist-unterwegs-Notfall immer die kleinsten, kränksten und schwächsten Wollmausexemplare opfern müssen, indem sie sie unter dem Möbelstück rausschieben, um sich dann, wenn sie den Staubsauber entsetzt aufquietschen und mich sagen etwas wie „Das ist aber eine riesige Wollmaus!“ sagen und mitsamt Staubsauger beidrehen sehen und  hören, wieder zu entspannen und ihrem sonstigen Wollmaustreiben für die nächsten Wochen wieder ungestört nachzugehen. Was natürlich unweigerlich dazu führt, dass sie noch etwas größer werden.

Trotzdem habe ich es heute getan. Sogar auf der höchsten Stufe. Die Katzen fanden es nicht lustig und der Staubsauger macht jetzt Geräusche, die an COPD im fortgeschrittenen Stadium erinnern. Ich müsste wohl mal den Staubsaugerbeutel wechseln, warte aber vielleicht lieber noch ein paar Tage, bis wirklich alles, was ich eingesaugt habe, tot ist.

Nach dem Staubsaugen habe ich die Dusche geputzt, was vergleichsweise uneklig war bis auf das Leeren des Flusensiebs im Abfluss. Die kleinen Aliens, die sich dort bilden und von Seifenresten und Haaren bestens gedeihen, sind noch nicht ganz so groß wie die Wollmäuse, dafür aber bedeutend glitschiger. Jedoch muss ich sie häufiger entfernen, weil das Wasser in meinen alten, krummen Altbaufallleitungen sonst gar nicht mehr abläuft. Täte ich das nicht, wären die glibschigen Aliens möglichweise ebenso groß wie die Wollmäuse, aber das möchte sich ja nun wirklich niemand vorstellen. Das Waschbecken und das Klo haben sich quasi nebenbei wie von selbst geputzt, hui.

Nun bleibt noch die Küche, vor allem die Spüle und der Herd. Seufz. Hier kann mir weder der Staubsauger helfen noch mein umweltfreundlicher Allesreiniger mit Zitronenduft. Ein Fruchtfliegen-Exorzist hingegen könnte hilfreich sein, aber haben Sie mal gesehen, wie teuer die sind? Vor allem, wenn die Fruchtfliegen nicht nur fast so groß sind wie die Wollmäuse, sondern auch noch in Herden von mehreren Hundert Stück in meiner Küche Quartier bezogen haben. Da braucht es schon einen mental sehr stabilen Fruchtfliegen-Exorzisten und die kommen nun mal nicht billig.

Falls ich die Sache mit Herd, Spüle und Fruchtfliegen geregelt kriege, bleibt noch der Müll. Der wohnt in mehreren grauen Säcken auf dem Küchenbalkon und droht mir, wenn es zu stark regnet, gerne mit kleinen Fäusten. Eigentlich hatte ich diese ganze Woche rund um ein oder zwei Gelegenheiten geplant, mal etwas Müll runter zu bringen, aber an dem einen Termin hat es wie verrückt geregnet und an dem anderen standen, vermutlich weil es gerade mal nicht regnete, Menschen unten vor der Haustür und wurden mit ihrem total wichtigen Gespräch darüber, das sie natürlich nur jetzt und genau an diesem Ort führen konnten, einfach nicht fertig. Da ich mich grundsätzlich nicht mit zwei großen Müllsäcken aus dem Haus traue, wenn ich schon weiß, dass ich auf meinem Mehr-als-Hundert-Meter-Hindernislauf zu den Müllcontainern Menschen, womöglich sogar Nachbarn, begegne, musste dieser Termin leider auch entfallen. Fast war ich so weit, Reweman nach dem Ausliefern meiner Lebensmittel zu fragen, ob er gegen ein etwas höheren Trinkgeld vielleicht meinem Müll mitnehmen mag, aber Reweman kam ja leider eine Stunde vor der vereinbarten Zeit und ohne Warn-SMS vorher, so dass ich halbnackt aus dem Bett springen musste und nur durch die geschlossene Wohnungstür mit ihm verhandeln konnte. Schade.

Es lässt sich nicht leugnen, ich bin ein kompletter Reinfall, was Haushaltsführung angeht. Ich hasse Putzen und Putzmittel und Putzgerätschaften und überhaupt. Dreck hasse ich auch, aber vielleicht nicht genug. Und die Katzen sind in dieser Hinsicht ganz meiner Meinung. An die Riesen-Wollmäuse haben sie sich gewöhnt und die Fruchtfliegen, so hoffen sie, werden vielleicht leichter fangbar, wenn sie auch etwas größer werden wegen der guten Pflege, die ihnen hier zuteil wird. Wir werden es erleben, nehme ich an.

1 Kommentar

  1. So amüsiert ich diesen Blog las, so sehr erkannte ich mich auch selbst in ihm wieder, auch wenn wir nun seit 3 Jahren ein katzenloser Haushalt sind.
    Mittlerweile sind wir in eine Erdgeschosswohnung umgezogen, denn vorher bestand das größte Problem bei uns auch darin, dass der Weg zu den Mülltonnen die 3 Stockwerke ohne Lift runter und anschließend mit allen eigenen Kilos wieder rauf einer Bergbesteigung glichen; also mit dem Ausgang, wo ich kurz vor dem Versenden keuchend verlange, mich zurückzulassen. Natürlich nur im Dunkeln, denn Leute könnten ja sehen, dass wir Müll haben.

    In der neuen Wohnung haben wir uns auf ein Minimum an Kram beschränkt… und Robbi, der WischSaugRoboter ist bei uns eingezogen. Und der hat uns bestens im Griff.

    Also danke für die Erkenntnis, dass es nicht nur uns so erging.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.