Ostern in der Pandemie. Die zweite.

Sie wissen ja: Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, denen es in der Pandemie in gewisser Weise besser geht als vorher. Ich habe zwar weniger Geld, aber dafür mehr Zeit und vor allem Freiheit. Diese hohen Werte möchte ich auf gar keinen Fall in Frage stellen und ich will auch nicht ganz gewiss jammern, aber…

… aber es ist Ostern, ein langes Feiertagswochenende. Vier Tage am Stück frei (vorausgesetzt, ich hätte keinen Samstagsdienst und keine Rufbereitschaft), das war – neben arbeitnehmerfreundlichen Weihnachten im Wochenendumfeld – über fast 25 Jahre so ziemlich die längstmögliche freie Periode in meinem Leben, die es außer der Theaterpause im Sommer überhaupt gab. So ein Osterwochenende, das musste genutzt werden. Zum Ausschlafen, Ausruhen, aber auch für schöne Unternehmungen mit meinem Freund und vielleicht einen ersten richtigen Frühjahrsausflug bei gutem Wetter.

Stattdessen sitze ich mit vier Katzen und dem Internet in meiner Wohnung. Punkt. Draußen scheint gelegentlich die Sonne, aber draußen ist auch Corona.

In Hamburg haben wir seit Freitag ja sogar eine nächtliche Ausgangssperre; zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens dürfen wir nur mit triftigem Grund auf die Straße. Die Ausgangssperre irritiert mich, allerdings vor allem deswegen, weil ich mich nicht mehr erinnern kann, wann ich überhaupt das letzte Mal nach 21 Uhr draußen war.

Tagsüber sind aber natürlich viele Menschen auf der Straße, nicht ganz so viele wie sonst (viele sind halt, wie immer übers lange Wochenende, verreist), aber doch genug, um mir den Spaß an einem Spaziergang im Stadtteil zu verderben. Masken und Abstand sind hier, auch wenn es eng wird, um es vorsichtig auszudrücken, nämlich eher Glückssache. Und mein Spaß am Spazierengehen verfliegt schnell, wenn ich durchgehend eine Maske tragen „muss“, weil ich mich sonst noch unwohler fühle.

Mein Freund ist ja nach wie vor weit weg in seiner Reha. Seufz. Das lange Wochenende ohne Programm dort ist auch bzw. vor allem für ihn superlangweilig, aber Heimfahrten und Besuche sind in der Einrichtung, natürlich auch wegen Corona, zurzeit komplett gestrichen. Grundsätzlich vernünftig, aber schlecht für uns. Aber natürlich kann, nur weil wir ein lückenloses Hygienekonzept für ein gemeinsames Wochenende vorweisen könnten, keine Ausnahme für uns genehmigt werden. Leider.

Normalerweise würde ich mir, wenn mein Freund an einem langen Wochenende nicht oder nicht durchgehend Zeit für mich hat, noch andere schöne Sachen vornehmen. Zum Beispiel einen Tag in einer schönen Sauna. In Hamburg-St. Pauli gibt es sogar eine in Reichweite, das „Festland“, mit Außenschwimmbecken, mehreren Saunen und einer tollen Dachterrasse, auf der man wunderbar herumliegen und in den Himmel glotzen kann. Da habe ich schon viele herrlich entspannende Tage verbracht.

Noch mehr als das Saunieren fehlt mir, wo ich so drüber nachdenke, aber das Herumhüpfen im Wasser. Ob im Aquafit-Kurs oder alleine – das ist eigentlich der einzige Sport, den ich trotz meines lädierten Knies wirklich gut ausüben kann, der mir Spaß macht und der mir, was Kondition und Beweglichkeit, etwas bringt. Nun ist es bald ein Jahr her, dass ich das letzte Mal im Wasser war, und ich fühle mich mittlerweile ungefähr so beweglich wie mein Sofa. Ob ich das jemals wieder aufholen kann? Selbst wenn die Schwimmbäder jetzt geöffnet würden, käme für mich ja nur ein Außenschwimmbecken unter freiem Himmel in Frage – trotz Impfung ist es für mich zurzeit komplett unvorstellbar, in einem geschlossenen Raum Sport zu treiben, schwer zu atmen und von anderen schwer atmenden Menschen umgeben zu sein.

Vielleicht könnte ich an das Ufer eines Sees umziehen? Mir einen Neoprenanzug kaufen (gibt es die in XXL?) und dann ganzjährig im kalten Wasser herumhüpfen? Darf man in einem Natursee eine kleine Fläche des Grundes von ca. 2 x 2 m betonieren, um einen sicheren Stand zu haben? Kann man, falls man das nicht darf, es nachts heimlich machen? Kann man überhaupt unter Wasser betonieren? Fragen über Fragen.

Außer Sauna und Aquafit würde ich an diesem Wochenende sicher noch einen kleinen Ausflug machen. Ohne Freund und Auto natürlich innerhalb Hamburgs und mit den Öffis, z. B. mit der Elbfähre ins Alte Land fahren oder mit dem Bus nach Rothenburgsort für einen Spaziergang nach Kaltehofe oder Entenwerder oder mit der S-Bahn und dem Bus in die Harburger Berge oder oder oder. Leider sind da überall Menschen, siehe oben.

Also bleibe ich mit vier Katzen, vier allerliebsten Katzen, dem Internet, mehreren neuen Büchern, einem Haufen Nougatschokolade und einem halben Becher Ben&Jerry’s „Half Baked“ zu Hause. Mit dem Re-Bingen von Grey’s Anatomy bin ich so gut wie fertig, die fünfzehnte Staffel habe ich halb durch, und mehr gibt es im Moment nicht kostenlos zu sehen. Inzwischen gibt es aber in den Mediatheken von ARD und ZDF einige Sachen, die ich sehen möchte: Ku’damm 63, Die Toten von Marnow und The Split.

Falls mir trotzdem langweilig sein sollte, kann ich ja weiter an der Einsendeaufgabe für Heft 5 des Fernstudiums arbeiten. Fall 1 und Fall 2 habe ich schon ganz gut im Griff, Fall 3 kommt auch so langsam und bei Fall 4 weiß ich immerhin schon, welche ICD-10-Diagnose ich stellen muss. Ohne fremde Hilfe wohlgemerkt. Na ja, eventuell hat auch Leonie was vorgesagt.

Ein bisschen schreiben könnte ich natürlich auch. Glauben Sie, jemand interessiert sich für eine Chronik der Corona-Pandemie aus der Sicht zweier Hauskatzen?

Wie dem auch sei. Es ist das Osterwochenende, das zweite in der Pandemie. Machen wir was draus. Oder halt nicht.

5 Kommentare

  1. „Eine Chronik der Corona-Pandemie aus der Sicht zweier Hauskatzen“
    Klingt wie ein super Buchtitel..
    Ich würde es lesen.
    Frohe und entspannte Ostertage Dir!!

  2. Mit der Elbfähre ins alte Land fahren kommt definitiv auf die Liste der Dinge, die ich in der neuen Zeitrechnung „nach Corona“ mal machen möchte. Auch wen ich dazu erstmal nach Hamburg muss – aber das macht die kleine Reise etwas länger und bestimmt auch schöner.
    Bis dahin versuche ich, durchzuhalten und mich auf die Dinge auf der Liste zu freuen.

    Liebe Grüße von der Küste, Nicole

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