Summer in the City. Lassen Sie mich raus.

So, da sind wir wieder. Zwei Wochen Urlaub waren schnell rum, die zwei Wochen seitdem, in denen ich schon wieder gearbeitet habe, auch. Was daran liegt, dass ich ganz schön viel zu tun habe. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich arbeite gerne und die meisten Dinge mache ich gerne, aber es ist auch anstrengend.

Und dann bin ich auch noch viel unterwegs: Der Kollege, der mich immer in seinem schicken Elektroauto zum Hospiz am Deich mitgenommen hat, hat leider gekündigt (nicht weil er mich immer mitnehmen musste) und nun bin ich wieder vollständig auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Der funktioniert in Hamburg ja leidlich gut und ich will auch gar nicht meckern, aber der Weg von der Hamburger Innenstadt in die Vier- und Marschlande ist weit und der Bus, der freundlicherweise direkt vor dem Hospiz hält, fährt nur einmal stündlich. Und diesen Bus muss ich ja auch erst einmal erreichen, morgens, kurz vor meiner eigentlichen Aufstehzeit. Dazu kann ich normalerweise in einen Bus steigen, der alle zehn Minuten ziemlich direkt bei mir vorbeifährt und muss dann nur einmal umsteigen. Im Moment aber fährt der eine Bus wegen einer Großbaustelle eine Umleitung und der andere nicht. Die beiden begegnen sich also nicht mehr und ich muss eine andere, wesentlich unsicherere Verbindung nutzen. Was heißt, dass ich aus Sicherheitsgründen morgens noch zehn Minuten früher losgehe, um den Anschlussbus bloß nicht zu verpassen. Die Busfahrt an sich ist dann recht entspannt und ich freue mich, dass ich beim Rumgurken durch Ochsenwerder, Fünfhausen und Reitbrook Störche, Reiher, Fasane, Rehe, Kühe und Pferde sehe.

Das Hospiz ist jetzt fast fertig und wunderschön, alle Gästezimmer sind belegt und ich habe auch endlich wieder einen festen Schreibtisch in einem mit Strom, Internet und Heizung ausgestatteten Büro. Soweit alles gut.

Die zwei Tage in der Woche, an denen ich im Altonaer Hospiz arbeite, sind, was An- und Abreise angeht, noch erheblich entspannter. Und schön ist es dort auch, von meinem Büro schaue ich in den herrlich grünen Innenhof mit alten Bäumen, alten Häusern im Hintergrund und gelegentlich kommt auch die eine oder andere Nachbarskatze vorbei, um mal zu gucken, ob wir Mäuse oder andere Kleintiere für sie haben.

Von Altona aus könnte ich nach Dienstschluss schnell um die Ecke ins Schwimmbad gehen. Theoretisch. Wenn das Schwimmbad an den Tagen, an denen ich in Altona bin, denn geöffnet wäre. Wie die meisten der Hamburger Schwimmbäder hat das Festland aber derzeit mehrere Schließtage in der Woche (aus Gründen wie Personalmangel und Energiekosten, soweit ich weiß), natürlich fallen die meistens auf meine Altona-Tage.

Im Urlaub war ich mehrfach schwimmen, in verschiedenen Bremer und Hamburger Badeseen und auch im Schwimmbad. Das war wirklich sehr schön und mein neuer Badeanzug mit Zitronen drauf ist nicht nur sehr hübsch, sondern passt mir auch gut (da ich ihn online bestellt hatte, ohne ihn anprobiert zu haben, konnte ich mir da vor einem Praxistest nicht wirklich sicher sein). Nun aber, wo ich wieder arbeite und anschließend oft noch über eine Stunde lang im Bus sitze, fällt es mir schwer, das Schwimmen noch einzuschieben. Wenn ich abends erst einmal zu Hause angekommen bin, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich noch einmal aufraffe, die Wohnung zu verlassen, nämlich bei etwa minus 45 Prozent. Und der Balkon ist einfach zu klein für einen Pool – nicht, dass ich nicht schon darüber nachgedacht hätte!

Am Wochenende hätte ich meistens mehr Zeit, aber da wir ja Sommer haben und uns in der Hamburger Innenstadt befinden, fährt im Allgemeinen wegen irgendeiner hochwichtigen Großveranstaltung, die ordentlich zahlkräftige Touristen in die Stadt bringt und das eigentliche Leben in der Stadt blockiert, der Bus nicht.

Dieses Wochenende ist es der Schlagermove. Zwar wohne ich nicht in St. Pauli, wo wirklich der ganze Stadtteil einfach gesperrt und von der Umwelt abgeschnitten ist, damit ein Zug von mehreren Hundertausend Menschen in Plastikkostümen und bunten Perücken, die „Anita“ und „Fiesta Mexicana“ grölen, seine Runden drehen kann. Aber hören kann ich das Ganze auch in der Neustadt und der Bus, den ich bräuchte, um außer Hörweite zu kommen, fährt nicht, weil er vorher durch St. Pauli müsste, aber nicht kann. Nun ja.

Nächstes Wochenende findet der Hamburg Triathlon statt. Was? Höre ich Sie fragen. War der nicht neulich erst? Aber nein, sage ich, das war doch der Ironman. Ach so. Und wissen Sie was? Die ersten Straßensperrungen und Busumleitungen für das Event am Wochenende beginnen bereits am Dienstag. Ich freu mich.

Wahrscheinlich ist es sowieso vernünftiger, bei Temperaturen über dreißig Grad tagsüber zu Hause zu bleiben, sofern die Wohnung noch halbwegs kühl ist. Was das angeht, da habe ich Glück. Andererseits findet vor meinem Haus und unter meinem Balkon an diesem Wochenende etwas statt, was sich „French Day Drinking Popup“ nennt. Ich weiß nicht genau, was das ist, aber ich bin auch nicht unbedingt wild darauf, es herauszufinden. Was sich aber vermutlich nicht vermeiden lässt, weil ich akustisch quasi mittendrin bin. Schön.

Die Katzen freuen sich ja, wenn ich mit ihnen zu Hause bin. Allerdings schlafen sie bei diesem Wetter die meiste Zeit (wie bei allen anderen Wettern auch). Ich könnte nun natürlich was Nützliches tun wie die Küche putzen oder die noch fehlenden Dokumente für die Steuererklärung meiner Mutter suchen – aber ich habe keine Lust. Stattdessen sitze ich lieber hier und denke an die vielen Dinge, die ich tun könnte, aber nicht tun werde. Auch damit sind die Katzen einverstanden; sie behaupten, dass sie das sowieso ständig machen.

Am Sonntag versuche ich dann, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bremen zu gelangen, um die Männer-WG zu besuchen. Jehan hat sich inzwischen ganz gut an die neue Situation ohne Jette gewöhnt, er frisst viel und ist, wenn er nicht gerade pennt, freundlich und zugewandt. Ganz ähnlich wie der große freundliche Mann. Jette fehlt natürlich, sehr sogar, aber das Leben geht tatsächlich weiter. Sie sitzt auf ihrer Wolke und ist stolz auf ihre beiden WG-Männer, da bin ich sicher.

Es läuft also alles bzw. geht immer so weiter. Summer in the City halt. Und wir mittendrin. Yeah.

 

 

1 Kommentar

  1. Schön, dass du wieder da bist. Und ich liebe die Bilder von den Fräuleins und Jehan. Sie sind alle drei so großartig – wie ihre Menschen.

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