Vom Leben in der Krümelschublade.

Seit Montag wütet der Klempner in meinem Badezimmer. Theoretisch. Praktisch hat er am Montag die Duschwanne rausgekloppt, den Untergrund nebst Wänden und Holzdielen geprüft und sich dann – nebst Duschwanne und ohne Spuren zu hinterlassen, immerhin – wieder verzogen. Nicht ohne für den Dienstag den Maurer anzukündigen, dem er den Wohnungsschlüssel übergeben wollte.

Super, dachte ich, das läuft. Dann kann ich mich ja darauf konzentrieren, dass die Katzen, mein Freund und ich eine entspannte Woche in der Wohnung meines Freundes verbringen. Beziehungsweise mit meinem Freund und meinem Bruder – ohne die Katzen – den Umzug meiner Mutter zu vervollständigen, indem wir ihr Bett und sie in die neue Wohnung bringen, an der wir ja schon wochenlang gewerkelt und eingerichtet haben.

Am Mittwochabend schaute ich dann zum Blumengießen in meiner Wohnung vorbei und stellte etwas überrascht fest, dass nach dem Entfernen der Duschwanne am Montag offenbar keine weiteren Arbeiten stattgefunden hatten. Der Maurer hatte offenbar noch nichts gemauert, jedenfalls nicht in meinem Badezimmer. Auch die alten Fliesen an den Wänden waren noch dran. Hm. Ein Anruf beim Klempnermeister am nächsten Morgen ergab, dass der Fliesenleger krank geworden war und er erst einen neuen organisieren musste. Der aber, so sagte der Klempnermeister, jetzt eigentlich schon auf dem Weg in meine Wohnung sein sollte, um die Arbeiten so schnell wie möglich voranzubringen. Die passende Duschwanne habe er da, das sei kein Problem.

Na gut, sagte ich, aber bis Freitag werden Sie dann wohl nicht fertig, oder?

Natürlich nicht, sagte der Klempner, schließlich müsse man ja auch zwischendurch die Trockenzeiten beachten. Nein, wann ich das Badezimmer wieder benutzen könne, sei im Moment nicht zu sagen, ich solle am Freitag noch einmal anrufen.

Bevor ich das tat, besprach ich die Lage mit meinem Freund und den Katzen. Wir hatten ja nun schon, seit Sonntag, einige Tage und Nächte miteinander verbracht. Sehr schöne Tage.

Die Katzen fühlen sich in der Wohnung meines Freundes extrem wohl (manchmal schon zu wohl, also im Hinblick auf das Wohl der Wohnung) und finden es sehr lustig, nun mit zwei Menschen und auf etwas engerem Raum zusammenzuleben. Sie haben ja ihre Eigenheime und das Doppelhaus dabei, außerdem ihre Transportkörbchen, aber die meiste Zeit liegen sie behäbig auf dem gemütlichen Sofa oder einfach platt auf dem Fußboden in der Mitte der Wohnung herum. Sie haben festgestellt, dass man mit dem kleinen blauen Teppich im Flur ebenso gut gegen die Wohnungstür surfen kann (*RUMS*) wie mit unserem kleinen grünen Teppich zu Hause, so dass sie ohne Unterbrechung für die Europameisterschaften im Katzen-Teppich-Surfen weitertrainieren können. Der geschützt liegende Balkon mit Gartenbank und Zelten aus Wäscheständern ist ebenfalls ein Highlight. Außerdem ist es wegen der etwas geringeren Fläche viel einfacher, Katzenstreu in der gesamten Wohnung zu verteilen und nicht nur in einem Radius von etwa drei Metern rund um das Katzenklo. Das kommt den Inneneinrichtungs-Vorstellungen von Katze 1 sehr entgegen. Als Mensch fühlt man sich da morgens, wenn meistens seit acht Stunden keiner durchgefegt hat, als wäre man in der Krümelschublade des Toasters aufgewacht.

Mein Freund ist im Prinzip auch ganz entzückt von Katze 1 und Katze 2. Wenn sie nicht gerade nachts in seinen Kleiderschrank einbrechen und Haare auf seiner Unterwäsche verteilen. Oder gegen fünf Uhr morgens eine Hungerattacke erleiden und lautstark nach einer kleinen Mahlzeit piepsen. Oder „Der Boden ist Lava!“ rufen und Bockspringen über alle Möbel veranstalten. Ja, mit regelmäßigen „Hui!“-Schreien. Oder immer das Licht in der Küche anlassen. Obwohl, das könnte auch ich gewesen sein. Was mein Freund aber vor allem ganz toll findet, ist, dass die Katzen total zutraulich und anhänglich sind. Ja, auch Katze 2. Sie lässt ihn neben sich auf dem Sofa sitzen und freut sich, wenn er ihr den Bauch krault. Und das, wo sie ihn bis vor kurzem noch manchmal vor Schreck angefaucht hat, wenn er ihr nur die Hand zum Schnuppern hingehalten hat. Katze 1 ist ja sowieso in meinen Freund verknallt und lässt sich jederzeit und überall von ihm anfassen.

Mein Freund und ich verstehen uns auch gut und freuen uns über die gemeinsame Zeit. Vor allem abends ist es schön, wenn wir uns mitsamt Katzen auf dem Sofa breitmachen, Netflix gucken und kalte Getränke zu uns nehmen. Und dann niemand mehr nach Hause gehen muss, sondern wir einfach nur die fünf Meter ins Bett schaffen müssen. Oder gleich auf dem Sofa bleiben. Je nachdem. Im Bett wird es im Laufe der Nacht nämlich manchmal etwas eng für uns alle, deswegen wandern wir oft nach und nach und manchmal auch abwechselnd auf das gemütliche Sofa aus. Vor allem ich schlafe sehr unruhig und muss mich viel bewegen und umdrehen, das geht alleine auf dem Sofa oft besser als im Bett. Trotzdem finden wir es beide schön, die Nacht gemeinsam zu verbringen und den Tag morgens gleich zusammen anzufangen (damit, dass ich meinen Freund um seinen Kaffee beneide, denn bei mir gibt es aus diättechnischen Gründen ja erst viel später Kaffee).

Mein Freund sagte also gleich, die Katzen und ich dürften gerne länger bleiben, das sei doch alles kein Problem. Ein Glück! Und die Aussicht auf ein weiteres gemeinsames Wochenende fand ich auch recht verlockend.

Der nächste Anruf beim Klempner am Freitag ergab dann neue Komplikationen. Die Wand zwischen Küche und Badezimmer ist eine Leichtbauwand, die keinerlei Möglichkeit bietet, die neue Duschwanne wie geplant in ihr zu verankern, um sie vom Kippeln abzuhalten. Der neue Plan ist jetzt, unter die Wanne eine zusätzliche Abdichtungsschicht zu basteln und die Wanne selbst auf einen Ring von Ytong-Steinen zu stellen, wo sie dann hoffentlich stabil steht. Es sei aber alles knifflig, sagte der Klempnermeister, und man müsse sehen, wie sich die Ausführung wirklich gestalte. Der Maurer hätte eigentlich auch schon beginnen sollen, sei aber im Moment noch auf einer anderen Baustelle. Eventuell werde er noch am Samstag mit seiner Arbeit beginnen, spätestens aber am Montag.

Na toll, sagte ich, und wann wird das Ganze dann fertig?

Tja, sagte der Klempnermeister, das geht nicht so schnell. Die Trocknungszeiten, Sie wissen ja. Vielleicht mit ganz viel Glück am Dienstagabend. Sonst Mittwochabend.

So schön, sagte ich. Am Donnerstag muss ich dann wieder arbeiten.

Dann passt das ja, sagte der Klempnermeister.

(Habe ich erwähnt, dass ich in meinem nächsten Leben auch Klempner werden möchte?)

Gestern war ich noch schnell bei mir zu Hause, eine weitere Hälfte meines Hausstandes holen. Ich hatte ja gedacht, ich komme hier mit vier T-Shirts und ein paar Ladekabeln aus. Nun kamen noch ein zweites Paar Schuhe (Badelatschen nicht mitgezählt) sowie weitere drei Pfund Kosmetikprodukte dazu. Nicht zu vergessen ein weiterer Beutel Katzenstreu. Dabei habe ich gesehen, dass der Maurer tatsächlich da war und die neue Duschwanne eingebaut hat. Sieht sehr gut aus. Leider sind darüber immer noch die alten Fliesen an der Wand und ich bin gespannt, ob wir diesen Teil des Auftrags noch irgendwie erledigt sehen werden oder wir ihn stillschweigend vergessen und den Abdichtungen unter der neuen Dusche vertrauen wollen/können/müssen.

So. Und nun sitze ich hier auf dem gemütlichen Sofa meines Freundes, an meiner Seite Katze 1 und ein paar Meter weiter in ihrem Eigenheim Katze 2, beide schlafend. Mein Freund ist im Park zum Laufen und bringt hoffentlich auf dem Rückweg Brötchen mit.

Alles in allem gefallen mir meine letzten Urlaubstage sehr gut. Es läuft zwar nicht alles supertoll, aber immerhin habe ich schon seit Wochen nicht mehr an meine Arbeit gedacht. Was ja auf jeden Fall gut und wichtig ist. Noch wichtiger und besser aber: Wenn mein Freund und ich wirklich eines Tages zusammenziehen sollten, können wir schon jetzt sicher sein, dass die Katzen diesen Plan gutheißen und auf ihre ganz spezielle Weise auch unterstützen werden. Und das ist doch nun wirklich was!

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