Von Dithmarschen nach Oberneuland. Die Geschichte von Jette und Jehan. Teil 11.

Liebe Blogleser*innen, liebe Freund*innen von Jette und Jehan (und von Lotti und Leo),

ganz vielen Dank für die Treue, das wöchentliche Lesen und die vielen ermutigenden Rückmeldungen. Das Aufzeichnen der spannenden Geschichte von Jette und Jehan macht echt viel Spaß; die wöchentlichen Telefonate mit Jette, die mir ihre Erinnerungen diktiert – natürlich gelegentlich unterbrochen von einem entschiedenen „Mepp!“ aus dem Hintergrund – sind echte Highlights in meinem Leben. Und es freut uns alle sehr, dass Sie daran so viel Anteil nehmen. Ja, auch den großen freundlichen Mann, der mir fast jede Woche mit leichtem Kopfschütteln rückmeldet, dass sich die meisten Ereignisse aus seiner Sicht doch nicht ganz so dramatisch zugetragen hätten. Na ja, sagt Jette dann immer, das ist seine Sicht. Aber wir erzählen ja hier unsere Geschichte.

Jette erzählt weiter, keine Sorge. Trotzdem möchte ich hier, rein prophylaktisch und voller Eigennutz, schon einmal eine kleine sommerliche Blogpause ankündigen. Ich bin nämlich urlaubsreif. Dieses Arbeiten, in Vollzeit, und das nach einer fast anderthalbjährigen Unterbrechung zur Neuorientierung und Weiterqualifizierung, das ist ganz schön fordernd und auch anstrengend. Und ab nächste Woche werde ich sogar noch ein bisschen mehr zu tun haben als bisher. Schließlich wollen wir ja am 1. Dezember ein neues Hospiz eröffnen.

Zwar habe ich noch keinen Urlaub, der beginnt erst in der zweiten Augusthälfte. Ich habe mich aber entschlossen, mich auf diesen Urlaub, der ja viel kürzer ausfällt als die sechswöchigen Theaterferien, an die ich in meinem früheren Leben gewöhnt war, insofern gut vorzubereiten, dass ich nicht, wie früher, versuche, alle zu erledigenden Dinge bis dahin aufzuschieben, sondern sie nach Möglichkeit vorher erledige. Um dann den nur zweiwöchigen Urlaub auch wirklich als Urlaub genießen zu können (dass in diese Zeit noch zwei Tage Weiterbildung fallen, ist lästig genug). Dazu gehört auch, eine gut vorbereitete Blogpause. Jette und Jehan versprechen, diese Zeit zu nutzen, um weitere interessante Begebenheiten aus ihrem spannenden Leben zurück in ihr Bewusstsein zu rufen.

Stellen Sie, liebe Leser*innen, sich also bitte darauf ein, dass der Blogpost in der nächsten Woche, also Teil 12 der Jette-und-Jehan-Saga, die blogfreie Sommerpause einläutet. Wenn alles gut läuft, Erholung und so, dann sind wir in der zweiten Septemberwoche wieder auf Sendung.

Und jetzt kommt ja auch erst Teil 11 der mitreißenden Geschichte „Von Dithmarschen nach Oberneuland“. Es besteht also noch kein Grund zur Aufregung. Dies ist eine Übung. Bitte bleiben Sie ganz ruhig und lesen Sie entspannt weiter.

Für heute herzliche Grüße
Bettina und Jette und Jehan und Lotti und Leo und der große freundliche Mann

Jetzt geht die Geschichte von Jette und Jehan weiter.

Na gut, jetzt:

„Jette!“, sagte der große freundliche Mann und klang ein bisschen unwirsch. „Ich möchte mal kurz aufstehen und ins Badezimmer. Könntest du freundlicherweise kurz von mir runtergehen?“

„Haben Sie diesen Urlaub beantragt und ist er genehmigt worden?“, fragte Jette. „Ich kann mich gar nicht erinnern. Und außerdem hattest du erst vor sechs Stunden und sieben Minuten eine Pinkelpause. Und – hey, was soll das, du kannst mich nicht einfach hochheben und zur Seite setzen!!!! Lass mich sofort wieder runter, auf deinen Bauch.“

Aber der große freundliche Mann war schon aufgesprungen und entfernte sich mit großen Schritten in Richtung Badezimmer. Wo er vorsichtshalber die Tür hinter sich verschloss.

„Er stellt sich aber auch manchmal an“, murmelte Jette. „Dabei will er es doch auch!“

„Was will er auch?“, fragte Jehan verschlafen, während er von der Seite des Sofas, wo er gerade noch fest geschlafen hatte, auf den Platz des großen freundlichen Mannes rutschte, wo er sich wieder einrollte und die Augen schloss.

„Mich den ganzen Tag bei sich haben!“, erklärte Jette, „auf dem Schoß, besser noch: auf seiner Brust sitzend. Durchgehend. Nase an Nase mit mir sitzen, meinen Atem trinken und regelmäßig eine Kopfnuss entgegennehmen.“

„Deine Kopfnüsse sind cool“, fand Jehan, „gestern wäre er an einer fast k. o. gegangen.“

„Nur weil er immer so herumhampeln muss“, meinte Jette. „Da kann ich doch nichts für. Ich bin eine kleine, zarte Katze von nicht mal drei Kilo. Wie könnte ich denn diesen ziemlich ausgewachsenen Mann, der mindestens dreimal so viel wiegt wie ich, bewusstlos schlagen?“ Sie kicherte geziert und auf eine Weise, die klarmachte, dass sie das durchaus konnte. Weil sie eben Jette war und DIE TECHNIK beherrschte. Wie alles andere auch. Dann setzte sie sich auf die andere Seite des Sofas, das Gesicht abgewandt, ließ die Schultern und den Kopf hängen und starrte betrübt vor sich hin. Alles an ihr schrie: Ich arme, kleine Katze. Keiner beachtet mich, keiner hat mich lieb. Keiner.

Als der große Mann wieder ins Zimmer trat, bot sich ihm ein Bild des Jammers: Die traurigste Katze der Welt, die ihm den Rücken zuwandte, welcher aber schrie: Du Schuft. Und der schläfrigste Kater der Welt, der genau in der Mitte des Sofas auf dem Platz des großen freundlichen Mannes lag und felsenfest schlief. Er überlegte kurz, ob es das war, was ihm in den Wochen seiner Abwesenheit so sehr gefehlt hatte. Dann nahm er, Jette kurzfristig komplett ignorierend, den schlafenden Jehan hoch, setzte sich wieder aufs Sofa und legte Jehan direkt neben sich. Der murmelte nur im Schlaf leise vor sich hin und biss den großen freundlichen Mann kurz in die Hand, aber nur ganz leicht, also fast ohne Blut. Der große freundliche Mann schrie kurz auf, was aber niemanden interessierte. Dann saß er endlich wieder und beeilte sich, sich so einzurichten, dass er alles erreichen konnte, was er in den nächsten sechs Stunden brauchen würde: das Smartphone, alle Fernbedienungen, das Kaltgetränk, die Kuscheldecke, die Lesebrille, die angebrochene Tafel Schokolade, das Buch und das Ladekabel. Er wusste, dass er allerhöchstens noch zehn Sekunden Zeit hatte, bevor die versteinert wirkende Jette, die beleidigt auf der Sofakante hockte und so wie es aussah, nie wieder mit ihm sprechen würde, es sich anders überl…

„Hallo!“, schnurrte Jette, während sie in einer einzigen fließenden Bewegung auf die Brust des großen freundlichen Mannes sprang, sich dort dreimal um sich selbst drehte, einen kleinen Kinnhaken austeilte, und sich dann zumindest schon einmal hinsetzte, „da bin ich. Hast du mich vermisst? Hast du mich vermisst?“

„Jette“, sagte der große freundliche Mann und bemühte sich, seine Erleichterung zu verbergen, „da bist du ja wieder. Wie schön. Setz dich doch. Und versuch nicht immer, mich niederzuschlagen!“

„Hast du gerade heimlich was gegessen?“, fragte Jette und schnupperte empört am Gesicht des großen freundlichen Mannes. „Ohne mir etwas anzubieten?“

„Auf gar keinen Fall!“, widersprach der große freundliche Mann und fragte sich wieder einmal, wieso er manchmal so sicher war, genauestens zu verstehen, was seine Katzen ihm sagen wollten. „Ich war im Badezimmer. Was sollte ich da gegessen haben? Seife?“

„Pöh!“, sagte Jette nur und rollte sich auf seiner Brust zusammen. „So. Und nun hör endlich auf, dich dauernd zu bewegen. Wir wollen es doch gemütlich haben.“

„Gemütlich“, murmelte der große freundliche Mann und verabschiedete sich von der Idee, sein linkes Bein noch einmal anders zu positionieren. Dann würde es eben einschlafen und etwas später vermutlich absterben. Wenn Jette nicht erlaubte, dass er sich bewegte, dann bewegte er sich eben nicht. Schließlich hatte er sie auch ganz schrecklich vermisst in den Wochen seiner Abwesenheit. Und Jehan, den fest schlafenden und laut schnarchenden Jehan, den natürlich auch.

„Home, sweet home“, sagte er nur und: „Klar doch. Jetzt machen wir es uns gemütlich.“

3 Kommentare

  1. Oh ja, der Urlaub steht dir zu – genieße ihn.
    Es ist mir jede Woche ein Vergnügen, die Geschichte von Jette und Jehan weiterzulesen – ich mag die beiden. Aber die beiden Fräuleins sind mir vielleicht doch etwas vertrauter … liebe Grüße.

  2. Wundervoll! Es macht riesig Spaß diese Beiträge zu lesen, immer wieder so toll geschrieben!

    Einen schönen Urlaub & gute Erholung wünsche ich euch allen.

  3. Liebe Bettina, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen einen schönen Sommerurlaub. Es ist dochl immer etwas anstrengend und fordernd sich neu zu orientieren auch wenn der Job super ist. Lassen Sie es sich in den freien Wochen so richtig gut gehen mit hoffentlich feinstem Wetter. Liebe Grüße Gitte

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