Widerstand zwecklos: Katzen wissen sowieso alles besser.

Manchmal denke ich, diese Katzen, die ja sowieso immer alles besser wissen und besser können, könnten ja auch mal die Dinge erledigen, zu denen ich gerade keine Lust, Zeit oder Kraft habe. Wie zum Beispiel meine Mutter besuchen. Ich würde ihnen auch das Taxi hin und zurück spendieren, das ich mir selbst natürlich nicht gönnen würde. Und bei meiner Mutter könnten sie dann auf der Fensterbank sitzen, freundlich schnurren, hohe Bäume mit im Wind segelnden Blättern angucken und elegant auf Windböen vorbeisegelnde Vögel anmeckern. Oder bei meiner Mutter auf dem Schoß sitzen (gut, das vielleicht eher Leonie als Lotti, die dürfte für meine Mutter ein bisschen schwer sein) und mit ihr fernsehen. Meine Mutter hat beide Hände frei, fummelt gerne herum und würde sicher beidhändig und völlig unabgelenkt streicheln, ohne nebenbei mit dem Smartphone zu hantieren.

Das würde den besserwisserischen Katzen sicher gefallen. Nach dem Abendessen im Seniorenheim nehmen sie sich einfach ein Taxi zurück, bekommen hier ein zweites Abendessen (warum sich das im Gegensatz zum weitverbreiteten zweiten Frühstück noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat, ist ohnehin nicht nachvollziehbar), sitzen dann mit mir (und dem Smartphone) fernsehend auf dem Sofa, bevor wir dann irgendwann gemütlich zusammen schlafen gehen.

Während die besserwisserischen Katzen meine Mutter besuchen, könnte ich mal am Laptop arbeiten, ohne dass eine Katze auf der Tastatur oder meinem linken Arm liegt. Oder in der Küche was erledigen, ohne hungrig angepiepst zu werden. Staubsaugen, ohne von einer unsichtbaren Katze unter dem Bett angefaucht und wahrscheinlich verflucht zu werden.

Und ich müsste nicht bei nasskaltem Ekelwetter raus und ins Seniorenheim, wo ich mich wieder von allen Seiten viral bedroht fühle. Ja, ich bin inzwischen sogar geboostert und habe hoffentlich wieder so lückenlosen Impfschutz wie möglich, aber trotzdem… Ich traue im Heim, ganz ehrlich, weder den Bewohner*innen noch den Besucher*innen noch einigen der dort Tätigen so richtig über den Weg, was die Einhaltung der AHA-Regeln angeht. Und seit die Besucher*innen nicht mehr getestet werden und die Mitarbeiter*innen nur noch ab und zu (soweit ich weiß), noch weniger. Seit ich weiß, dass es dort wieder ein Infektionsgeschehen gibt, noch viel weniger.

Ich schwöre, ich wollte diese Woche wieder hingehen. Am Donnerstagnachmittag. Ganz bestimmt. Aber dann hatte ich morgens wieder dieses Kratzen im Hals und einen starken Hustreiz. Der genau in dem Moment verschwand, in dem ich beschloss, den Nachmittag lieber zu Hause zu verbringen. Und da war es dann leider schon zu spät für einen Besuch im Seniorenheim, denn weder will ich in den öffentlichen Berufs-Nahverkehr geraten noch mit dem Abendessen meiner Mutter kollidieren.

Also versuchte ich, die Katzen von der Win-Win-Situation, die sich ergibt, wenn sie an meiner Stelle zu meiner Mutter gehen, zu überzeugen. Warum Lotti mir in diesem Zusammenhang ihre Bankverbindung geschickt hat, kann ich mir aber noch nicht erklären. Und Leo hat was von „Kann das Imprägnierspray für meine weißen Pfötchen nicht finden, sorry, sonst gerne, echt!“ gemurmelt.

Für meine Pfötchen gibt es auch kein Imprägnierspray und seit wann ist das ein Argument?

Im nächsten Leben werde ich Katze, das kann ich Ihnen sagen. Und dann gibt es zwei Frühstücke und mindestens zwei Abendessen und das dämliche Intervallfasten können Sie sich in die Haare schmieren. Und ich gehe nirgendwohin, wo Corona ist. Ich bin doch nicht blöd.

Ja, okay, Intervallfasten ist effektiv. Bei Menschen. Aber als Katze muss ich natürlich in sehr regelmäßigen und nicht zu langen Abständen was essen. So etwa alle halbe Stunde, wenn ich das richtig verstanden habe. Nur so kann ein Leberschaden ausgeschlossen werden. Und die Zeit zwischen den Mahlzeiten reicht einfach nicht, um die Wohnung zu verlassen und andere Leute zu besuchen. Schon gar nicht an so nasskalten Tagen wie heute. Irgendwann muss ich schließlich auch noch einen wichtigen, bedeutenden und gut recherchierten Blogpost schreiben, das braucht auch seine Zeit, auch wenn ich als Katze natürlich viel schneller und fehlerfreier schreiben kann als jetzt in meiner menschlichen Gestalt. Recherchieren muss ich als Katze nicht, weil ich ja alles schon weiß. Alles. Na gut, fast alles, aber auf jeden Fall alles Wichtige. Wann es Essen gibt und bei welchen Wetterlagen man lieber nicht vor die Tür geht. Zum Beispiel. Und wie ich Menschen vom Arbeiten abhalte, natürlich. Das ist ganz leicht. Menschen sind so, sie können gar nichts dafür. Wenn sie uns einmal verfallen sind, dann haben sie keine Chance mehr, dann tun sie völlig willenlos alles, was wir von ihnen verlangen.

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